Der, der immer für dich da ist – freie Gedanken

Wer kennt das nicht. Man fährt durch die Gegend und sieht ein (meist teures) Auto, welches man ansieht wie das schönste Geschöpf der Erde. Sieht man dann zurück aufs eigene Lenkrad, fällt man in tiefe Depressionen.
Geht vielen Menschen so, sowohl Männlein als auch Weiblein. Aber trotzdem ist das eigene Auto besser als alle anderen Autos…zumindest für den Besitzer.

Ich bin letztens an einer Werkstatt vorbeigefahren, bei der eine rote, hochpolierte `69er Corvette mit Sidepipes stand. So majestätisch der Wagen dort auch stand, so neidisch war ich auf dessen Besitzer. Und da brennte in mir die Frage: Wieso?
Selbe Sache, anderes Szenario: Wie oft fährt man beim Autohändler vorbei und denkt sich wie schön die Karosserien doch im Showroom sind. WIESO? Ist man unzufrieden mit dem eigenen Auto? Das denkt man vielleicht. Bei einigen ist es wahrscheinlich auch so. Aber die meisten Fahrer haben doch eine … innige Beziehung…mit dem Auto. Leute sind traurig, wenn sie ihr Auto verkaufen, obwohl meist ein besseres, moderneres und besser ausgestattetes Auto folgt. Jeder denkt mit einem Grinsen ans erste eigene Auto zurück.

Gegessen wird zu Hause

Ich bin kein Philosoph, nicht einmal im entferntesten. Aber trotzdem ist es wohl klar, dass man mit dem Auto sehr viele Sachen erlebt. Schon mal darüber nachgedacht was ein Auto über jemanden wüsste, wenn es ein Gedächtnis hätte? Der Wagen wüsste von der Lieblingschipssorte bis hin zu sexuellen Vorlieben wohl alles. Den Musikgeschmack, ob man die Sonne mag oder nicht, was man Isst und so ziemlich alles was man kauft. Menschen mit denen man zu tun hat. Orte die man bevorzugt. Urlaube, lange Fahrten im Außendienst, Staus im Außendienst, Telefonate im Außendienst, Telefonate mit der Mutter, Telefonate mit der Freundin. (alles natürlich mit freisprecheinrichtung) Minuten die man irgendwo auf jemanden wartet, Streits die darauf folgen.
Also eigentlich fast überall, außer im Wohnzimmer. Somit erleben wir viele unserer wichtigsten, schönsten und bizarrsten Erinnerungen in, beim, am, oder manchmal auch auf dem Auto. Vorne, am Rücksitz, im Kofferraum…usw.

Wenn man nun sein Auto verkauft, gibt man einen Teil dieser Erinnerungen an den nächsten weiter, oder verschrottet sie gar? Das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.

Mein erstes Auto habe ich aufs Dach gelegt…inkl. Drift und Abflug in ein frisch gesähtes Weizenfeld. Also kurz: Wie ein Profi-Rallyefahrer.
Jedenfalls war dieser Crash ein Totalschaden und ich wusste ich musste Abschied nehmen vom silbernen Schlitten. Natürlich redete ich mir ein ich muss das komplett identische Auto wieder kaufen. Und das war ein entscheidungstechnischer Totalschaden. Warum? Dazu komme ich gleich.

Ich war immer der Meinung ich brauche keine Klimaautomatik, ich brauche keine Nebelscheinwerfer, ich brauche dies nicht, ich brauche das nicht. Und im Kern bin ich noch immer der selben Meinung. Das Problem: Mein erster Wagen hatte jedoch diese Features. Der Nachfolger nicht mehr…und da fing das Theater an: Ich will Klimaautomatik, ich will Nebelscheinwerfer und und und. Da kommt man sich selbst vor wie ein Wahnsinniger. Mit der Zeit bzw. den Kilometern am Tacho hat sich das ganze wieder gelegt. Natürlich wäre es wieder schön diese Zusatzaustattung zu besitzen, aber man gewöhnt sich daran dass das nicht da ist. Und selbst wenn ich die Möglichkeit hätte mein Auto nun gegen ein besseres Auszutauschen, dann würde ich das nicht tun. Das wäre als wenn man einen Partner eintauschen möchte mit dem man so viele Erlebnisse geteilt hat. Bei dem man weiß wie er reagiert, wenn man ihn streichelt, in ihm ist und ihn tritt.
Wer will sowas gerne dem meistbietenden überlassen? Ja die Zweideutigkeit war nun beabsichtigt damit du etwas zum grinsen hast.

Doch trotz alldem, ist es für einen Autofan immer etwas besonderes wenn er das Auto seiner Träume oder ein anderes schönes, teures oder auch altes Auto sieht. Und sollte der Tag kommen, an dem man sich für ein neues Auto entscheidet, kann wohl niemand behaupten er vermisse seinen alten Untersatz nicht. Da kann man vom Polo auf einen McLaren umsteigen und würde trotzdem dem Polo nachtrauern. Wegen den Erinnerungen und Erlebnissen die man im, beim, am oder auf dem Polo hatte. Kein herunterklappbarer Drehzahlmesser kann das Publikum ersetzen, welches um 7 in der Früh dein gekrächzte zu Phil Collins oder Michael Jackson ertragen muss, ohne dich mit Bananenschalen zu bewerfen.

Und falls du wirklich bis hierher gelesen hast, dann überlege dir einmal was dein Auto über dich weiß!

In diesem Sinne: Gute fahrt!

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