Vergessene Autos – Der Edonis

Der Titel klingt wie ein Tippfehler eines griechischen Gottes, jedoch geht es hier um etwas italienisches auf vier Rädern.

Kennengelernt habe ich dieses Auto in einem Videospiel (Test Drive Unlimited) vor über 10 Jahren und gestern las ich einen Tweet von Drivetribe. In diesem wurde die Frage gestellt, welches Auto den schönsten Hintern…pardon…das schönste Heck besitzt. Nach kurzem überlegen dachte ich gleich an Pagani mit deren markanten 4-fach Endrohren und an den wunderschönen Aston Martin Vantage mit seinen dünnen Rücklichtern.

  • Pagani ist bekannt für seine auffällig angeordneten Endrohre
  • Gumpert gehört nun chinesen
  • Aston…immer wieder ein Augenschmaus
  • Der Ford GT90 sah leider nie das Licht der Welt, und wurde nur ein einziges Mal produziert.



Nach einem mittellangen Überlegen dachte ich an Gumpert Apollo und im selben Atemzug an den Ford GT90. Diese beiden Fahrzeuge sind wie Kakao- und Kaffeebohnen. Ähneln sich, sind aber komplett verschieden. Als ich dann den GT90 gegoogelt habe, fiel mir ein weiteres Auto ein, dessen Name ich jedoch vergessen hatte. „Er hieß Adonis oder so….aber andererseits hat er bestimmt nicht so einen komischen Namen gehabt“. Kurz die Fahrzeugliste von besagtem Rennspiel durchgeschaut und sofort gefunden: Der B Engineering Edonis.

Und da es bestimmt viele Leute gibt, die diesen Namen gerade zum ersten Mal hören, was ja an sich nichts schlimmes ist, dachte ich mir, ich stelle ihn hier einmal vor. Für sowas habe ich ja schließlich hier diese Seite.


Ein Bugatti auf Umwegen

Von 1991 bis 1995 wurde der Bugatti EB110 gerade einmal 139 Mal produziert, bevor die Firma flöten ging um Jahre Später den Veyron auf die Welt loszulassen.
Einige Ex-Mitarbeiter von Bugatti gründeten B Engineering. Wofür das B steht kann sich wohl jeder denken. (kleiner Tipp: das Wort hört mit ugatti auf)
Man kaufte einen Teil des alten Werks in Campogalliano, wo auch der Bushersteller Officine Padane seinen Sitz hatte, und somit standen fast alle Ersatzteile und Dokumente für den EB110 zur Verfügung. Der Designer von diesem Sportwagen war ebenfalls wieder mit dabei und man fing mit der Entwicklung eines Supersportwagens auf Basis des mittlerweile 9 Jahre alten Bugattis. Angefertigt wurde er per Hand von einigen älteren Herren in blauen Hemden.

Das Carbon-Chassis wurde als Grundlage hergenommen und eine Alukarosserie daraufgesetzt, welche Designtechnisch kaum etwas mit dem EB110 gemeinsam hatte. Riesige Lufteinlässe über den Radkästen und unter den Frontscheinwerfern um die Bremsen zu kühlen. Vorne gab es zusätzlich ein einzelnes Nasenloch, welches die Front etwas asymmetrisch wirken ließ. An der Heckpartie vier Endrohre, ein Schriftzug den man mögen muss um ihn schön zu finden, und an den Seiten Lufteinlässe für den V12 Mittelmotor. Das Design der Karosserie war seiner Zeit voraus.

Wo wir schon beim Motor sind. Dieser wurde von 3,5l auf 3,8l aufgebohrt. Die 4 Turbos aus dem Bugatti wurden durch zwei größere ersetzt. Die Leistung steigerte sich somit auf 680PS. Mit 68 mehr als der EB110 beschleunigt der Edonis in 3,8 Sekunden von 0 auf 100. Top Speed: knappe 360km/h. Und das war vor fast 20 Jahren! Feeling old?
Der Allradantrieb wurde, um 70kg Gewicht zu sparen, gestrichen und durch einen Heckantrieb ersetzt.

Den Zusammenbau des ersten Edonis kann man in folgendem Video sehen. Aber an dieser Stelle eine kleine Vorwarnung: Qualitativ ist das Video logischweise aus 2001. Man beachte aber mit wie viel Freude der Wagen zum Schluss mit Champagner besprüht wird


Das war ja 2001?

Ja, aber die Firma gibt es noch immer…und es wurden eine Hand voll Edonis gebaut. Der Wagen bekam sogar ein Facelift und einen abgeänderten Namen: SP-110 Edonis Fenice. Da der Wagen so wie es wirkt nur auf Bestellung gefertigt wird, gibt es leider auch keinen Listenpreis.
Und diesmal ist die Front sogar symmentrisch mit zwei Nasenlöchern! Aber trotzdem sieht das Gesicht des Autos weiterhin bedrückt und traurig aus. Gar nicht so italienisch.

Das Faceliftmodell

B Engineering lebt jedoch hauptsächlich mit dem Service und der Reparatur von Bugatti EB110, EB112 und….alten Officine Padane Busse. Da man alle Unterlagen im Haus liegen hat, kann man bei Bedarf auch die Ersatzteile selbst produzieren.

Ach und welches Auto ich dann als Antwort auf die „bester Hintern“ Frage gepostet habe?
Natürlich den Chrysler Me-four-twelve, aka der männlichere Peugeot RCZ.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.